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Dreizehnter Dezember

Der Regen hatte seit dem Morgen nicht mehr aufgehört, sich über der Stadt zu ergießen. Über Edinburgh hing eine graue Wolkendecke, die einem das Gefühl gab, die Sonne sei nicht richtig aufgegangen. Josephine blickte aus dem Fenster und betrachtete das Wasser, das unaufhörlich in Rinnsalen an der Scheibe entlanglief und sich auf der Straßen in breiten Pfützen sammelte.

Zwölfter Dezember

Der elegant gekleidete Mann gab Thomas Murphy einen Geldschein, dann tippte er sich an die Krempe seines Zylinderhuts. Als er sich zum Gehen wandte, teilten sich plötzlich die Wolken und ein verirrter Sonnenstrahl durchschnitt das Dämmerlicht des frühen Abends. Er fiel direkt in den Innenhof der alten Ruine und auf das Gesicht des Unbekannten. Ewan erstarrte, als er einen flüchtigen Blick auf die Züge erhaschte. Sein Herz schlug schneller, denn er erkannte ihn.

Elfter Dezember

Das Haus ungesehen zu verlassen, hatte ihr größten Mut abverlangt. Sie hatte abgewartet, bis das Treffen des Concordia Clubs vorbei war, die Bediensteten zum Abräumen hereinkamen und die Lichter ausschalteten. Dann schlich sie sich in die Bibliothek. An der Tür horchte sie, bis im Flur Stille eingekehrt war und hastete lautlos zur Tür.

Zehnter Dezember

Er schlug den Kragen seines Mantels hoch, doch der eisige Wind aus der Bucht war so stark, dass er in den festen Tweed kroch. Der weiche Filzhut auf seinem Kopf hatte bereits mehrere Versuche unternommen, sich von seinem Träger zu entfernen und ins Hafenbecken zu wehen, doch Ewan konnte ihn jedes Mal im letzten Moment festhalten.

Neunter Dezember

Endlich nahm der Abend eine interessante Entwicklung! Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass dieser Ausflug, der höchstens ein paar neue Seilschaften, Affären und Mauscheleien enthüllt hätte, noch diese Wendung nehmen würde. Zugegeben, nun seit einer Ewigkeit in diesem stickigen Schrank zu hocken, entsprach nicht ganz ihrem Geschmack.

Achter Dezember

Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Gestern Nacht hatte es geschneit, eine gute Handbreit hoch. In den frühen Morgenstunden war ein kräftiger Frost gekommen, härtete die pudrige Oberfläche und glasierte das Kopfsteinpflaster mit einer Schicht Eis von trügerischer Schönheit.

Siebter Dezember

„Sehr gut, vielen Dank, Mrs Delaney!“ Josephine war sehr zufrieden mit der Arbeit ihrer Haushaltshilfe. Sie hatte ihr die Haare mit einem Brenneisen in sanfte Wellen gelegt, dann in einen eleganten Knoten gebunden und die Fransen über der Stirn in kleine Löckchen gekräuselt. Am Kleiderschrank hing bereits ihr Abendkleid.

Sechster Dezember

Er hatte es nicht über sich bringen können, den Artikel zu veröffentlichen. Ein ganzer Tag Recherchearbeit war damit dahin. Das wusste Ewan auch ohne dass sein Vorgesetzter ihn zehn Minuten lang anbrüllte, man müsse sich moralische Prinzipien leisten können und wenn ihm so viel an der Würde des Einzelnen liege, dann solle er zum New Worker gehen.

Fünfter Dezember

Heute würde ein guter Tag werden, das hatte Josephine im Gefühl. Sie war in aufgeräumter Stimmung aufgewacht und hatte noch eine halbe Stunde im Bett gelegen. Ihre Haushaltshilfe klapperte bereits in der Küche mit dem Geschirr, doch sie dachte nicht ans Aufstehen, steckte stattdessen die Nasenspitze unter der Decke hervor und betrachtete die Eisblumen an der Fensterscheibe.